Kolostrum, Übergangsmilch und reife Muttermilch
Muttermilch ist nicht gleich Muttermilch. Wusstest du schon, dass sie sich automatisch an das Alter und die Bedürfnisse deines Babys anpasst und sich mit seinen verschiedenen Entwicklungsphasen verändert?
- Das Kolostrum wird in den ersten drei Tagen nach der Geburt produziert. Es ist ein reichhaltiges, gelbes Sekret, das in geringen Mengen von der Brustdrüse vor Beginn der Laktation produziert wird.
- Die Übergangsmilch fließt etwa vom 6. bis zum 14. Tag nach der Geburt – in der sog. Übergangsphase. Nach und nach erreicht ihre Nährstoffzusammensetzung die der reifen Muttermilch und die Milchmenge steigt.
- Die reife Muttermilch fließt dann etwa 2 Wochen nach der Geburt. Sie enthält weniger als die Hälfte des Eiweißes des Kolostrums, aber mehr Fett.
Die verschiedenen Entwicklungsphasen der Muttermilch
Muttermilch: Ihre Zusammensetzung
Was ist alles in der Muttermilch drin? Vielleicht sogar viel mehr, als du dir gedacht hast - ihre Zusammensetzung ist allerdings nicht zu jeder Zeit gleich. Sie verändert sich je nach Entwicklungsphase deines Kindes, nach der Tageszeit, sie verändert sich sogar während einer Stillmahlzeit und je nach Tagesform. Sie ist voller wertvoller Nährstoffe, die dein Baby schützen und optimal versorgen.
Muttermilch besteht aus:
- Wasser
- Protein (Eiweiß)
- Fett
- Laktose (Milchzucker)
- Humanen Milch-Oligosacchariden (HMO)
- Vitaminen
- Mineralien und Spurenelementen
- Hormonen
Muttermilch stillt den Durst deines Babys
Wie du dir vielleicht selbst schon gedacht hast, ist Wasser der größte Bestandteil deiner Muttermilch. Deshalb ist Muttermilch auch durstlöschend. Am Anfang einer Stillmahlzeit ist die Muttermilch wässriger, bis der Durst deines Kleinen gelöscht ist. Am Ende der Stillmahlzeit enthält sie mehr Fett und Kalorien und stillt auch den Hunger.
Was macht die Proteine in der Muttermilch so besonders?
Der Eiweißgehalt, auch Proteingehalt genannt, ist in der Muttermilch in den ersten Lebenswochen höher, weil dein Baby sehr schnell wächst. Er nimmt mit der Zeit allmählich ab, weil dein Baby langsamer wächst. Muttermilch ist klug und denkt mit: Sie senkt die Proteinmenge automatisch, um die gesunde Gewichtsentwicklung optimal zu unterstützen. Großartig, oder?
Entwicklung des Proteingehalts in der Muttermilch
Enthält Muttermilch eigentlich auch Laktose?
Ja! – Wie du vielleicht auch schon vermutet hast! Denn Muttermilch enthält wie bei allen Säugetieren Zucker in Form von Laktose (Milchzucker). Laktose in der Muttermilch liefert deinem Baby schnell Energie. Reife Muttermilch enthält sogar wesentlich mehr Laktose als Kuhmilch. Hättest du das geahnt?
Wenn du dir aber jetzt Gedanken über eine Laktoseunverträglichkeit machst, kannst du beruhigt sein: Die Unverträglichkeit des Milchzuckers entwickelt sich in der Regel frühestens ab 4 Jahren. Deshalb brauchst du dir erstmal keine Sorgen zu machen. Nur in sehr seltenen Fällen sind Babys gleich nach der Geburt davon betroffen, das nennt sich dann „Alaktasie“. Sollte dies der Fall sein, können dir der Arzt oder die Hebamme weiterhelfen und dich beraten.
Welche Funktion haben HMO in der Muttermilch
Jetzt wird es etwas wissenschaftlich. Aber die HMOs sind ziemlich wichtig, also nehmen wir sie mal genauer unter die Lupe: HMOs sind der drittgrößte feste Bestandteil der Muttermilch. Bisher wurden 200 unterschiedliche HMOs identifiziert. HMOs sind nicht verdauliche, komplexe Zucker, die in dieser hohen Konzentration nur in Muttermilch vorkommen. Sie sorgen für eine gesunde Darmflora deines Babys und schützen es vor Darm- und anderen Infektionen. Wenn du noch mehr über die HMOs wissen willst und wie wichtig sie für dein Neugeborenes sind, empfehlen wir dir unseren Beitrag zu HMO und zu Babys Immunsystem.
Reichlich Hormone
Ja, tatsächlich: Auch Hormone sind reichlich in deiner Muttermilch vorhanden. Hormone sind wichtige Botenstoffe und regeln viele Funktionen im Körper. Manche davon sorgen zum Beispiel bei deinem Baby für einen gesunden Appetit, regeln seinen Schlafrhythmus und stärken sogar die Mutter-Kind-Bindung und das liebevolle Gefühl zwischen euch beiden.
Fett, Vitamine und Mineralstoffe
Das Fett in deiner Muttermilch enthält viele ungesättigte Fettsäuren, deshalb kann es von deinem Baby besonders schnell aufgenommen werden und ist leicht verdaulich. Es ist wichtig für den Aufbau des Nervensystems, des Gehirns und auch für die Augen deines Babys.
Hast du gewusst, dass Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente ganz wichtig für ein gesundes Wachstum und den Aufbau von Knochen und Zähnen bei deinem Baby sind? Ein Grund mehr, sich ausgewogen und gesund zu ernähren: Denn wie viele und welche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in deiner Muttermilch enthalten sind, hängt sehr von deiner eigenen Ernährung ab! Wir haben es oben bereits erwähnt. Deine Muttermilch passt sich der Entwicklung deines Babys ideal an und durchläuft insgesamt drei Phasen. Nämlich: das Kolostrum, die Übergangsmilch und zuletzt die reife Muttermilch. Hier erklären wir genau, was sich dahinter verbirgt.
Die einzigartigen Bestandteile der Muttermilch
Das Kolostrum: Die erste Muttermilch
Das Kolostrum ist die allererste Nahrung für dein Baby. Sie wird auch als Vormilch oder Erstmilch bezeichnet und von manchen sogar als „flüssiges Gold“. Diese Namensgebung basiert zum einen auf ihrem sehr dickflüssigen, cremigen und gelb-orangenen Aussehen und zum anderen auf ihren für Neugeborene sehr wertvollen Inhaltsstoffen. Das Kolostrum wird schon zum Ende der Schwangerschaft gebildet und direkt nach der Geburt zunächst nur in sehr kleinen Mengen produziert – diese sind aber dem winzig kleinen Magen deines Babys angepasst, der noch gar nicht mehr aufnehmen kann. Warum das Kolostrum so wertvoll ist, siehst du hier:
- Es wirkt besonders schützend und fast wie eine natürliche Impfung, (da der Anteil an Antikörpern und weißen Blutkörperchen darin sehr hoch ist). So ist dein Baby bestens gewappnet, nachdem es den Schutz bietenden Mutterleib verlassen hat!
- Das Kolostrum legt sich wie eine Schutzschicht über die Schleimhaut im Darm deines Babys und schützt es so vor gefährlichen Darmerkrankungen.
- Das Kolostrum ist sehr leicht verdaulich und wirkt abführend. Das hilft deinem Neugeborenen, seinen ersten Stuhl, das sogenannte „Kindspech“, auszuscheiden.
- Das Kolostrum hat einen sehr hohen Anteil an Vitaminen und Mineralstoffen und verschiedenen Proteinen.
Die Übergangsmilch
Je öfter du dein Baby anlegst, desto schneller wird nach den ersten Tagen die Übergangsmilch gebildet. Sie ist eher bläulich weiß und wesentlich wässriger als die Anfangsmilch. Auch die Milchmenge verändert sich, sie nimmt zu: wahrscheinlich spürst du, dass deine Brust dadurch voller und fester wird.
Die Übergangsmilch enthält weniger Eiweiß, dafür mehr Zucker und Fett. Ideal ist diese kalorienhaltige Milch für das schnelle Wachstum deines kleinen Schatzes. Und natürlich enthält auch die Übergangsmilch schützende Antikörper und andere Inhaltsstoffe, die dazu beitragen, dass dein Baby gesund bleibt.
Die reife Muttermilch
Reife Muttermilch ist eher bläulich weiß oder weiß und wird nach ca. einem Monat gebildet. Sie enthält Eiweiß, Wasser, ungesättigte Fette, Vitamine, Folsäure und Hormone, um das Wachstum deines Babys ideal zu fördern. Bei der reifen Muttermilch bleibt die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe längerfristig ziemlich gleich.
Die wässrige Vormilch löscht am Anfang der Stillmahlzeit den Durst deines Kleinen, die Nachmilch mit viel Fett und Proteinen stillt den Hunger deines Babys. Absolut genial, oder?
Trotzdem passt sich auch die reife Muttermilch weiterhin ganz genau den Bedürfnissen deines Babys an: Wenn Dein Baby krank wird oder du selbst, dann produziert die reife Muttermilch die entsprechenden Antikörper, um die Krankheit bestmöglich zu bekämpfen. Wird dein Baby älter sinkt der Proteingehalt in der Muttermilch, weil dein Baby nicht mehr so schnell wächst und daher weniger Protein benötigt.
Mit diesem Wissen kannst du für lange Zeit entspannt die Vorteile des Stillens in trauter Zweisamkeit genießen! Wir wünschen euch eine schöne gemeinsame Zeit!
HMO: Sie machen Muttermilch so besonders
Ein neuer Meilenstein der Muttermilchforschung.
4 mins Lesezeit